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Subtropisches Dinhard

Der Juni zeigt sich von sei­ner wech­sel­haf­ten Sei­te und in den letz­ten Tagen kam ich mir vor wie in den Tro­pen: Drücken­de Hit­ze gefolgt von hef­ti­gen Regen­güs­sen, wie ich sie von Indo­ne­si­en wäh­rend des Mon­suns ken­ne. Also gera­de­zu idea­le Ver­hält­nis­se für das Pilz­wachs­tum. Bis­her konn­te ich im Reb­berg noch kei­ne Anzei­chen von Pilz­be­fall fin­den, aber die Reben sind in die­sem Sta­di­um (nach der Voll­blü­te) beson­ders gefähr­det. Hin­zu kommt, dass die Pro­gno­se­mo­del­le von Agro­me­teo (https://www.agrometeo.ch/de/weinbau/) nicht unbe­dingt für pilz­wi­der­stands­fä­hi­ge Sor­ten (PIWIs) funk­tio­nie­ren. Gemäss den Model­len ist der Infek­ti­ons­druck für fal­schen (Pero­no­spo­ra) und ech­ten Mehl­tau (Oidi­um) jedoch gera­de ziem­lich hoch.

Um die Sache wei­ter zu ver­kom­pli­zie­ren, sind nach einer kur­zen Wet­ter­bes­se­rung Anfang näch­ster Woche, ab Wochen­mit­te bereits wei­te­re Nie­der­schlä­ge vor­her­ge­sagt. Falls ich also Mon­tag mit Schwe­fel oder Kali­um-Bicar­bo­nat (“Back­pul­ver”) sprit­zen wür­de, so wird der Belag bereits in den fol­gen­den Tagen wie­der vom Regen abge­wa­schen. Die Wirk­dau­er ist daher recht kurz. Lohnt sich also der Auf­wand? Aber ist Zuwar­ten eine gute Stra­te­gie in Anbe­tracht des Pilz­drucks? Wie sehr lässt sich die Resi­stenz mei­ner PIWIs stra­pa­zie­ren?

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Reh-Alarm

Nor­ma­ler­wei­se habe ich eine durch­aus posi­ti­ve Ein­stel­lung zu Rehen. Aller­dings ist mein Ver­hält­nis etwas getrübt, wenn es um mei­nen Reb­berg geht. In den letz­ten Jah­ren hat­te ich immer wie­der Frass­schä­den von Rehen im Früh­jahr. Offen­bar schmecken die jun­gen Reb­trie­be beson­ders gut. Und die Regu­lie­rung der Reh­be­stän­de lässt zu wün­schen übrig.

Die­ses Jahr habe ich trotz diver­sen Abwehr­mass­nah­men die schlimm­sten Schä­den über­haupt. Geschät­ze 50–80 Reben wur­den ange­fres­sen. Lei­der bevor­zu­gen die Rehe gera­de die Trie­be, wel­che aus mei­nen Zap­fen trei­ben. Somit ist der Scha­den mehr­jäh­rig, weil ich im 2025 kei­ne Ruten zum Anschnei­den habe. Das heisst, der dies­jäh­ri­ge Ertrags­ver­lust ist über­schau­bar, aber mein soge­nann­ter Stock­auf­bau ist durch­ein­an­der gera­ten.

Ziem­lich fru­striend, ins­be­son­de­re weil ich nach der Käl­te­pha­se Ende April glaub­te unge­scho­ren davon gekom­men zu sein. Aber die Natur ist immer für eine Über­ra­schung gut.

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Beginnt jetzt das grosse Zittern?

Wie bereits in den Vor­jah­ren jagt auch im 2024 ein Wet­ter­re­kord den näch­sten. Ein extrem mil­der Win­ter gefolgt von abnor­mal war­men Tem­pe­ra­tu­ren im März und April hat vie­le Obst­bäu­me bereits zum Blü­hen gebracht. Auch mei­ne Reben haben aus­ge­trie­ben und sind bereits mehr­heit­lich im Sta­di­um BBCH 10–11** (ca. 3–5 cm lang). Dabei ist es erst Mit­te April.

Die Eis­hei­li­gen sind die­ses Jahr zwi­schen dem 11.–15. Mai. Und auch wenn die Tem­pe­ra­tu­ren wäh­rend der Kalt­front näch­ste Woche Nachts über dem Gefrier­punkt blei­ben soll­ten, so ist die Spät­frost­ge­fahr noch lan­ge nicht vor­bei. Das erin­nert mich an den April 2017, als ein Gross­teil der Trie­be der ein­jäh­ri­gen Reben erfro­ren sind, oder an den Mai 2019, als ich die Nacht im Reb­berg mit dem Über­wa­chen und Erset­zen von Frost­ker­zen ver­bracht habe (zum Glück gab es kei­ne Schä­den).

Hof­fen wir, dass das Wet­ter mild bleibt wie 2020, als die Reben zu einem ähn­lich frü­hen Zeit­punkt aus­ge­trie­ben haben.

Die bis­he­ri­ge Erfah­rung zeigt mir, dass die Kli­ma­er­wär­mung recht vie­le nega­ti­ve Über­ra­schun­gen bereit hält (Spät­frost­ge­fahr, Stark­re­gen, Dür­re oder Hagel). Wär­mer ist eben nicht auto­ma­tisch bes­ser.

**: Die phä­no­lo­gi­sche Ent­wick­lung der Rebe wird in unter­schied­li­che Sta­di­en auf­ge­teilt, z. B. Win­ter­ru­he (BBCH 00), Blü­te (BBCH 61–65) oder Voll­rei­fe (BB 89).

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Versöhnlicher Herbst und Jahresende

Fast wäre 2023 in die Schwei­zer Anna­len als wärm­stes Jahr seit Beginn der Wet­ter­auf­zeich­nun­gen ein­ge­gan­gen, aber auch so sorg­te es für Tur­bu­len­zen im Reb­berg. Es begann mit einem trocke­nen, war­men Win­ter und gip­fel­te mit Tem­pe­ra­tu­ren von über 35°C im August. Dazwi­schen lag ein eher nas­ser Früh­ling. Zusam­men mit ein­zel­nen Schau­ern im Som­mer war der Was­ser­stress nicht zu hoch, aller­dings kam es immer wie­der zu Wachs­tums­stockun­gen bei den Reben und zu Pocken­mil­ben­be­fall. Die Sor­te Divico hat­te Pro­ble­me mit der Hit­ze, was sich in Befall durch ech­ten Mehl­tau mani­fe­stier­te.

Dafür war der Herbst mild und son­nig, was sich posi­tiv auf die Oechs­le­gra­de aus­wirk­te. Auch die Men­ge der Trau­ben war zufrie­den­stel­lend. Erst­ma­lig konn­te ich einen leich­ten Befall der von Mehl­tau betrof­fe­nen Divico-Trau­ben durch die Kirsch­essig­flie­ge (KEF) fest­stel­len. Mein ein­ge­spiel­tes Wim­met-Team sorg­te jedoch dafür, dass ich aus­schliess­lich gesun­des Lese­gut beim Bio­wein­gut Lenz ablie­fern konn­te.

Der sehr nas­se Novem­ber und Dezem­ber soll­ten wie­der­um hel­fen, die aus­ge­trocke­n­eten Boden­schich­ten wie­der auf­zu­sät­ti­gen. Dazu trug auch der über­ra­schen­de Schnee­fall von Anfang Dezem­ber bei. Auch wur­de es danach kurz kalt, so dass ich bereits Mit­te Dezem­ber mit den Schnei­de­ar­bei­ten begin­nen konn­te.

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Hitze und Trockenheit im Sommer 2023

Die aktu­el­len Hit­ze­pha­sen im Juli und August, kom­bi­niert mit Was­ser­stress, äus­sern sich bei mei­nen Sor­ten recht unter­schied­lich. Wäh­rend Sou­vi­gnier gris-Reben wei­ter­hin neue Blät­ter pro­du­zie­ren, wur­de das Wachs­tum von Divico stark beein­träch­tigt. Gepaart mit star­ken Befall von Pocken­mil­ben kam das Wachs­tum ein­zel­ner Stöcke völ­lig zum Erlie­gen und ein­zel­ne Geschei­ne wur­den von ech­tem Mehl­tau (Oidi­um) befal­len. Die vor­han­de­nen Raub­mil­ben (Nütz­lin­ge) konn­ten die Pocken­mil­ben offen­bar nicht im Schach hal­ten. Die ergie­bi­gen Regen­fäl­le Mit­te Juli bewirk­ten einen kur­zen Wachs­tums­schub, wel­cher aktu­ell jedoch wie­der zum Erlie­gen gekom­men ist.

Cal‑1–28 nimmt bezüg­lich Hit­ze- und Trocken­heits­sym­pto­men eine Posi­ti­on zwi­schen Sou­vi­gnier gris und Divico ein: Das Wachs­tum ist etwas redu­ziert, jedoch mit gerin­gem Pocken­mil­ben­be­fall.

Das ver­mehr­te Auf­tre­ten von Pocken­mil­ben wur­de die­ses Jahr auch in ande­ren Reb­ber­gen beob­ach­tet. Es wird span­nend sein zu beob­ach­ten, ob die­se sor­ten­spe­zi­fi­schen Reak­tio­nen nur 2023 auf­tre­ten, oder ob wir auf­grund des Kli­ma­wan­dels in Zukunft öfters mit sol­chen Phä­no­me­nen kon­fron­tiert sein wer­den.

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Gelbsterne in Altwingerten

Seit Herbst 2022 betei­li­ge ich mich an einem Arten­schutz­för­de­rungs­pro­gramm des Kan­tons Zürich bei dem bedroh­te Reb­berg­pflan­zen wie­der ange­sie­delt wer­den. Ziel ist es für sel­te­ne Geo­phyten, die auf­grund der moder­nen Bewirt­schaf­tung ver­schwun­den sind, wie­der neue Lebens­räu­me zu schaf­fen.

Ein Wie­sen­gelb­stern in Voll­blü­te

Neben dem Acker- und Wie­sen­gelb­stern (Gagea spp.) haben wir Zwie­beln der sel­te­nen Wein­berg­tul­pe aus­ge­bracht. Die­ses Jahr blü­hen bereits die ersten Exem­pla­re.

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Rekordernte im Keller

Am 23. Sep­tem­ber konn­ten wir die bis­lang gröss­te Ern­te kurz vor der aktu­el­len Schlecht­wet­ter­pha­se mit ins­ge­samt 11 Per­so­nen durch­füh­ren. Im Gegen­satz zum schwie­ri­gen Jahr­gang 2021 mit Hagel und Dau­er­re­gen, haben die dies­jäh­ri­gen Wet­ter­ka­prio­len — leich­ter Hagel im Juni und län­ge­re Trocken­pha­sen im Som­mer mit heis­sem, win­di­gen Wet­ter — den Ertrag nicht beein­träch­tigt. Zudem konn­te die­ses Jahr auf eine Sprit­zung ver­zich­tet wer­den. Die 22er Wei­ne wur­den somit kom­plett spritz­mit­tel­frei erzeugt!!

Die Wein­le­se oder Wim­met fand bei idea­len äus­se­ren Bedin­gun­gen statt. Auch war das Trau­ben­gut durch­wegs gesund, was die Lese ver­ein­facht hat. Trotz­dem war ein gros­ser Effort nötig, um alle Trau­ben zu ern­ten und gleich­tags abzu­trans­por­tie­ren. Noch­mals vie­len Dank and das enga­gier­te Team!!

Das Lese­team nach geta­ner Tat

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Die vierte Rebsorte!!

Neben den bis­he­ri­gen Reb­sor­ten habe ich vor einer Woche zwei Reben der histo­ri­schen Sor­te Com­ple­ter gesetzt. Dabei han­delt es sich um eine alte Weiss­wein­sor­te wel­che 1321 in der Bünd­ner Herr­schaft urkund­lich erwähnt wur­de. Sie ist spät­rei­fend und reich an Säu­re. Com­ple­ter wird mitt­ler­wei­le auch ver­ein­zelt am Zürich­see ange­baut.

In den näch­sten Jah­ren sol­len noch zwei bis drei wei­te­re alte Sor­ten hin­zu­kom­men. Damit möch­te ich einen kon­kre­ten Bei­trag zur Erhal­tung histo­ri­scher Nutz­pflan­zen lei­sten und somit auch die Arbeit von Pro Spe­cie Rara unter­stüt­zen.

Neben den Com­ple­ter-Reben habe ich bereits letz­tes Jahr einen selbst­ge­zo­ge­nen Säm­ling einer alten Wein­berg­pfir­sichs­or­te aus­ge­pflanzt, die eben­falls von Pro Spe­cie Rara stammt.

Rosen und Wein­berg­pfir­si­che waren frü­her häu­fig in Reb­ber­gen anzu­tref­fen, da ver­mut­lich auf­grund des rau­he­ren Kli­mas Pfir­si­che nur in Wein­berg­la­gen gedeih­ten. Doch auf­grund der Ratio­na­li­sie­rung und flä­chi­gen Her­bi­zid­ein­sät­ze sind sowohl Rosen als auch Wein­berg­pfir­si­che aus den Reb­ber­gen ver­schwun­den. In mei­nem Bestre­ben Tra­di­ti­on mit moder­nen Ansät­zen zu ver­ei­nen, fin­den die­se Arten wie­der einen Platz in mei­nem Reb­berg.

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… war da was mit Winter?

Bis­lang war der Win­ter extrem mild, reg­ne­risch und vor allem sehr stür­misch. Eigent­lich woll­te ich mit dem Reben­schnei­den bis nach einer län­ge­ren Käl­te­pha­se war­ten (die es wohl die­ses Jahr nicht geben wird); schluss­end­lich habe ich vor zwei Wochen begon­nen. Die Schnitt­ar­bei­ten sind wegen der Hagel­schä­den recht anspruchs­voll, da es vie­le beschä­dig­te oder abge­stor­be­ne Trie­be hat.

Die Win­ter­lin­ge sind die­ses Jahr seit Anfang Febru­ar wie­der in vol­ler Blü­te. Auch haben wir die letzt­jäh­ri­gen Blüh­strei­fen im Janu­ar gespa­tet. Die­se Flä­chen sind die letz­ten zwei Jah­re zuneh­mend ver­grast und boten ein nur noch beschei­de­nes Blü­ten­an­ge­bot für Insek­ten. Im April wer­den die­se Rei­hen mit zwei neu ent­wickel­ten Samen­mi­schun­gen ein­ge­sät, wel­che die natür­li­che Arten­viel­falt för­dern und Nah­rung für Instek­ten bie­ten sol­len.

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… ein halbvolles (Wein)Glas!

Am 8., 10. und 11. Okto­ber fand die dies­jäh­ri­ge Lese/Wimmet statt. Ins­be­son­de­re der Sou­vi­gnier gris war eine Gedulds­pro­be für unser rund 10-köp­fi­ges Lese­team, da vie­le Trau­ben Leder­bee­ren, oder ver­trock­ne­te Zet­ter der Trau­ben­käm­me (oder des Rap­pens) auf-wie­sen, wel­che müh­sam ent­fernt wer­den muss­ten. Beim Cal‑1–28 muss­ten wir uns mit ein­zel­nen grü­nen Bee­ren in den kom­pak­ten Trau­ben (Träu­bel) befas­sen. Die Ern­te des Divico war hin­ge­gen eine wah­re Freu­de — ein­fach nur abschnei­den! Die Wit­te­rung war durch-wegs herbst­lich mit Hoch­ne­bel, wel­cher sich ver­ein­zelt am spä­ten Nach­mit­tag auf­lö­ste. Die mit­täg­li­che war­me Sup­pe war daher kuli­na­risch aber auch wär­me­tech­nisch ein high­light.

Ins­ge­samt ent­spra­chen die Men­gen in etwa denen von 2020. Die Oechs­le­ge­hal­te waren deut­lich tie­fer als im Vor­jahr — auf­grund des Hagel­schocks und des reg­ne­ri­schen August­wet­ters fehl­ten schluss-end­lich rund ein Monat Son­ne und Wär­me für eine opti­ma­le Rei­fe. Aller­dings war der Gesamt­säu­re­ge­halt fast opti­mal. Wir kön­nen uns auf etwas leich­te­re, aber aro­ma­rei­che­re Wei­ne des 2021er Jahr­gangs freu­en.

Im Rück­blick ende­te ein sehr schwie­ri­ges Reb­jahr also ver­söhn­lich. Die PIWI-Sor­ten haben sich bewährt, aller­dings kam der Sou­vi­gnier gris an sei­ne (Resistenz-)Grenzen. Im Gegen­satz zur Situa­ti­on in den umlie-gen­den Reb­ber­gen, aber auch gesamt­schwei­ze­risch, bin ich mit einem blau­en Auge davon­ge­kom­men: Das Glas ist also halb­voll gle­blie­ben.