Seit kurzem ist mein Verjus vom Souvignier gris verfügbar. Verjus “grüner Saft” ist ein Essigersatz der lange in Vergessenheit geraten ist, aber seit kurzem wieder in Gourmetküchen gefragt ist. Er wird auch als Würzmittel oder Zitronenersatz verwendet. Ich habe die grünen Trauben Anfang August geerntet. Danach wurden sie gepresst; anschliessend wurde der Saft pasteurisiert und in Halbliterflaschen abgefüllt.
Altwingerten im Vinum-Test
Nachdem ich im Mai drei Weine für den VINUM Piwi Contest 2025 eingereicht hatte, erfuhr ich letzte Woche das Resultat: Mein 22er Divico-Rosé wurde Testsieger in der Kategorie Rosé. Somit hat er es aufs Titelbild des Artikels im Vinum-Heft Juli/August 2025 geschafft.

copyright Vinum (2025)
Auch mein Karl-Heinz (Cal‑1–28) schaffte es mit ebenfalls 91 Punkten auf die Bestenliste. Allerdings ist der 23er bisher noch nicht im Verkauf. Insgesamt ein tolles Ergebnis und eine schöne Bestätigung meines Schaffens (und natürlich auch des Teams vom Bioweingut Lenz, die diese Weine nach meinen Vorgaben gekeltert haben).
Altwingerten goes PiOui !!
Seit Ende 2024 arbeite ich mit Studierenden der ZHAW im Master-Lehrgang Preneurship for Regenerative Food Systems zusammen. Ziel des Projektes ist eine Vermarktungs- und Vertriebsplatform für Piwi-Weine aufzubauen. Damit soll die Sichtbarkeit von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten bei Konsumenten erhöht werden. Ich bin der Sparring-Partner und erste Produzent des hoch motivierten und kreativen Projektteams. Als Markenname für das Projekt wurde das Wortspiel “PiOui” ausgewählt.

Am heutigen Samstag (21. Juni 2025) wurde das Projekt am Slow Food Market am Europaplatz in Zürich öffentlich lanciert. Dafür wurden 60 Flaschen des 2024er Souvignier gris “Barrique” mit eigens entwickelten Etiketten abgefüllt und dem Publikum päsentiert. In den nächsten Monaten sollen eine Webseite und weitere Aktionen folgen.
Go PiOui go!!
Bedrohte Pilze auf bedrohten Pflanzen
Wie bereits in früheren Beiträgen erwähnt führe ich in Zusammenarbeit mit dem Kanton Zürich ein Projekt zur Wiedersansiedelung von seltenen und bedrohten Weinbergpflanzen durch. Eine der Pflanzenarten ist der Acker-Gelbstern (G. villosa). Dieses Jahr hatten einige der Pflanzen “braune Warzen” auf den Blättern.

Acker-Gelbstern in Blüte mit Rostpilzen
Ich dachte zuerest, dass es sich dabei um Schildläuse handelte, welche aufgrund der Trockenheit im März und April die Blätter befallen haben. Mittlerweile hat es sich herausgestellt, dass es sich dabei um einen Rost- oder Brandpilz handelt. Diese Pilze scheinen spezifisch auf dem Acker-Gelbstern vorzukommen und sind ebenfalls sehr selten. Ich trage somit auch zum Erhalt von bedrohten Pilzen bei.
Online Wein shoppen und Frühlingserwachen
Seit kurzem ist mein Online-Shop aktiv. Nun könnt Ihr Weine auch online bestellen.
Auch im Rebberg tut sich etwas: Die Hummeln und Bienen sind aktiv, da immer mehr Blumen in Blüte sind. Unter anderem sind das Ehrenpreis, Gänseblümchen oder Taubnessel. Die Winterlinge sind schon seit ca. drei Wochen verblüht. Bei den Reben tut sich noch nicht viel. Einzelne Souvignier gris-Reben beginnen zu tränen (oder zu “weinen”), was bedeutet, dass der Saftfluss eingesetzt hat.
Allerdings hoffe ich, dass der Austrieb noch mehrere Wochen auf sich warten lässt, da die Spätfrostgefahr bis Anfang Mai gegeben ist. Ich bin seit vorgestern mit dem Anbinden fertig. Nach der intensiven Zeit des Rebschnittes und Anbindens ist jetzt wieder eine Pause angesagt.
Subtropisches Dinhard
Der Juni zeigt sich von seiner wechselhaften Seite und in den letzten Tagen kam ich mir vor wie in den Tropen: Drückende Hitze gefolgt von heftigen Regengüssen, wie ich sie von Indonesien während des Monsuns kenne. Also geradezu ideale Verhältnisse für das Pilzwachstum. Bisher konnte ich im Rebberg noch keine Anzeichen von Pilzbefall finden, aber die Reben sind in diesem Stadium (nach der Vollblüte) besonders gefährdet. Hinzu kommt, dass die Prognosemodelle von Agrometeo (https://www.agrometeo.ch/de/weinbau/) nicht unbedingt für pilzwiderstandsfähige Sorten (PIWIs) funktionieren. Gemäss den Modellen ist der Infektionsdruck für falschen (Peronospora) und echten Mehltau (Oidium) jedoch gerade ziemlich hoch.
Um die Sache weiter zu verkomplizieren, sind nach einer kurzen Wetterbesserung Anfang nächster Woche, ab Wochenmitte bereits weitere Niederschläge vorhergesagt. Falls ich also Montag mit Schwefel oder Kalium-Bicarbonat (“Backpulver”) spritzen würde, so wird der Belag bereits in den folgenden Tagen wieder vom Regen abgewaschen. Die Wirkdauer ist daher recht kurz. Lohnt sich also der Aufwand? Aber ist Zuwarten eine gute Strategie in Anbetracht des Pilzdrucks? Wie sehr lässt sich die Resistenz meiner PIWIs strapazieren?
Reh-Alarm
Normalerweise habe ich eine durchaus positive Einstellung zu Rehen. Allerdings ist mein Verhältnis etwas getrübt, wenn es um meinen Rebberg geht. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder Frassschäden von Rehen im Frühjahr. Offenbar schmecken die jungen Rebtriebe besonders gut. Und die Regulierung der Rehbestände lässt zu wünschen übrig.
Dieses Jahr habe ich trotz diversen Abwehrmassnahmen die schlimmsten Schäden überhaupt. Geschätze 50–80 Reben wurden angefressen. Leider bevorzugen die Rehe gerade die Triebe, welche aus meinen Zapfen treiben. Somit ist der Schaden mehrjährig, weil ich im 2025 keine Ruten zum Anschneiden habe. Das heisst, der diesjährige Ertragsverlust ist überschaubar, aber mein sogenannter Stockaufbau ist durcheinander geraten.

Ziemlich frustriend, insbesondere weil ich nach der Kältephase Ende April glaubte ungeschoren davon gekommen zu sein. Aber die Natur ist immer für eine Überraschung gut.
Beginnt jetzt das grosse Zittern?
Wie bereits in den Vorjahren jagt auch im 2024 ein Wetterrekord den nächsten. Ein extrem milder Winter gefolgt von abnormal warmen Temperaturen im März und April hat viele Obstbäume bereits zum Blühen gebracht. Auch meine Reben haben ausgetrieben und sind bereits mehrheitlich im Stadium BBCH 10–11** (ca. 3–5 cm lang). Dabei ist es erst Mitte April.

Die Eisheiligen sind dieses Jahr zwischen dem 11.–15. Mai. Und auch wenn die Temperaturen während der Kaltfront nächste Woche Nachts über dem Gefrierpunkt bleiben sollten, so ist die Spätfrostgefahr noch lange nicht vorbei. Das erinnert mich an den April 2017, als ein Grossteil der Triebe der einjährigen Reben erfroren sind, oder an den Mai 2019, als ich die Nacht im Rebberg mit dem Überwachen und Ersetzen von Frostkerzen verbracht habe (zum Glück gab es keine Schäden).
Hoffen wir, dass das Wetter mild bleibt wie 2020, als die Reben zu einem ähnlich frühen Zeitpunkt ausgetrieben haben.
Die bisherige Erfahrung zeigt mir, dass die Klimaerwärmung recht viele negative Überraschungen bereit hält (Spätfrostgefahr, Starkregen, Dürre oder Hagel). Wärmer ist eben nicht automatisch besser.
**: Die phänologische Entwicklung der Rebe wird in unterschiedliche Stadien aufgeteilt, z. B. Winterruhe (BBCH 00), Blüte (BBCH 61–65) oder Vollreife (BB 89).
Versöhnlicher Herbst und Jahresende
Fast wäre 2023 in die Schweizer Annalen als wärmstes Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen eingegangen, aber auch so sorgte es für Turbulenzen im Rebberg. Es begann mit einem trockenen, warmen Winter und gipfelte mit Temperaturen von über 35°C im August. Dazwischen lag ein eher nasser Frühling. Zusammen mit einzelnen Schauern im Sommer war der Wasserstress nicht zu hoch, allerdings kam es immer wieder zu Wachstumsstockungen bei den Reben und zu Pockenmilbenbefall. Die Sorte Divico hatte Probleme mit der Hitze, was sich in Befall durch echten Mehltau manifestierte.
Dafür war der Herbst mild und sonnig, was sich positiv auf die Oechslegrade auswirkte. Auch die Menge der Trauben war zufriedenstellend. Erstmalig konnte ich einen leichten Befall der von Mehltau betroffenen Divico-Trauben durch die Kirschessigfliege (KEF) feststellen. Mein eingespieltes Wimmet-Team sorgte jedoch dafür, dass ich ausschliesslich gesundes Lesegut beim Bioweingut Lenz abliefern konnte.
Der sehr nasse November und Dezember sollten wiederum helfen, die ausgetrockeneten Bodenschichten wieder aufzusättigen. Dazu trug auch der überraschende Schneefall von Anfang Dezember bei. Auch wurde es danach kurz kalt, so dass ich bereits Mitte Dezember mit den Schneidearbeiten beginnen konnte.
Hitze und Trockenheit im Sommer 2023
Die aktuellen Hitzephasen im Juli und August, kombiniert mit Wasserstress, äussern sich bei meinen Sorten recht unterschiedlich. Während Souvignier gris-Reben weiterhin neue Blätter produzieren, wurde das Wachstum von Divico stark beeinträchtigt. Gepaart mit starken Befall von Pockenmilben kam das Wachstum einzelner Stöcke völlig zum Erliegen und einzelne Gescheine wurden von echtem Mehltau (Oidium) befallen. Die vorhandenen Raubmilben (Nützlinge) konnten die Pockenmilben offenbar nicht im Schach halten. Die ergiebigen Regenfälle Mitte Juli bewirkten einen kurzen Wachstumsschub, welcher aktuell jedoch wieder zum Erliegen gekommen ist.
Cal‑1–28 nimmt bezüglich Hitze- und Trockenheitssymptomen eine Position zwischen Souvignier gris und Divico ein: Das Wachstum ist etwas reduziert, jedoch mit geringem Pockenmilbenbefall.
Das vermehrte Auftreten von Pockenmilben wurde dieses Jahr auch in anderen Rebbergen beobachtet. Es wird spannend sein zu beobachten, ob diese sortenspezifischen Reaktionen nur 2023 auftreten, oder ob wir aufgrund des Klimawandels in Zukunft öfters mit solchen Phänomenen konfrontiert sein werden.